Mit einem Bein steht Anthony Baffoe schon im Früh­jahr 1989 auf der anderen Rhein­seite. Bei einem Spiel zwi­schen For­tuna Köln und For­tuna Düs­sel­dorf im April fragt Alek­sandar Ristic Kölns Stürmer Baffoe, wo er in der kom­menden Saison spielen werde. Auf Baf­foes Zögern hin schlägt ihm der Trainer vor, nach Düs­sel­dorf zu wech­seln. Baffoe kann sich das gut vor­stellen. Düs­sel­dorf auch. Aller­dings fehlt dem Verein das nötige Klein­geld für den Spieler, den Ristic nur noch den »Zau­berer« nennt.

Hilfe kommt kurz nach Ende der Saison von den Toten Hosen. In Baffoe sahen sie einen »Freund des Hauses«. Moti­viert durch die Aus­sicht, den Deutsch-Gha­naer bei ihrem Verein spielen zu sehen, startet die Punk­band die eigen­wil­lige PR-Aktion. Für ihren Lieb­lings­verein hatten die Toten Hosen bei ihren Kon­zerten regel­mäßig die »For­tuna-Mark« gesam­melt. Mit dem Geld unter­stützen die Musiker die Aktion »Ein Bein für Toni Baffoe« – und kaufen im Juli 1989 sym­bo­lisch für rund 150.000 Mark das rechte Bein von Anthony Baffoe. Sänger Cam­pino der Punk­band wird in Inter­views zur Aktion mit den Worten zitiert: »Ich gehe nach wie vor zu jedem Kabi­nen­fest, wenn der Zeug­wart ne Runde schmeißt.«

Mit Cam­pino in der Kabine

In Düs­sel­dorf ange­kommen, macht Baffoe schnell nicht nur durch seine fuß­bal­le­ri­schen Fähig­keiten auf sich auf­merksam, son­dern auch durch seine offen­sive Art gegen­über Ras­sismus im Fuß­ball. Mit dem neuen Trainer Pepi Hickers­berger legt er sich an, als dieser seine Ras­ta­frisur mit den Worten »Wir sind hier nicht im Zirkus« kom­men­tiert hatte. Baf­foes Ant­wort: »Schauen Sie sich doch mal selbst an! Ihr Anzug ist so häss­lich!« Pöbelnden Gegen­spie­lern erwi­dert er: »Du kannst auf meiner Plan­tage arbeiten.«

Nach Ibrahim Sunday von Werder Bremen spielte Baffoe als zweiter Afri­kaner in der Bun­des­liga. Seine Eltern waren Anfang der sech­ziger Jahre nach Deutsch­land gezogen. Baffoe wurde in Bonn geboren und sah sich als deut­schen Fuß­baller mit afri­ka­ni­schen Wur­zeln. Der Wechsel mit Hilfe der Toten Hosen hatte ihm viel Auf­merk­sam­keit gebracht. Neue Scheiben der Band hielt Baffoe als einer der ersten in der Hand. Als unre­gel­mä­ßige Gäste in der For­tuna-Kabine traf Anthony Baffoe seine Gönner hin und wieder nach den Spielen. Obwohl die Düs­sel­dorfer Fans ihn fei­erten, kehrte er 1992 Deutsch­land den Rücken.

Zum Modeln nach London

Nach seiner letzten Saison bei For­tuna Düs­sel­dorf wech­selte Anthony Baffoe nach Frank­reich. Nach fünf Jahren in Nizza und Metz tin­gelte er noch einmal um die Welt und lässt seine Kar­riere in Hong­kong und Vene­zuela aus­klingen. Anschlie­ßend ver­dient er sein Geld als Model auf Lon­dons Lauf­stegen.

Nach seiner Rück­kehr nach Deutsch­land tritt Baffoe im Fern­sehen auf. Für das DSF arbeitet er beim Fuß­ball­ma­gazin »Fujuma«, bevor er beim WDR die Sen­dung »Sport im Westen« mode­riert. Zur 100. Sen­dung von »Fujuma« lädt sich Baffoe im Mai 2004 einen beson­deren Gast ein: Cam­pino von den Toten Hosen. Beim tra­di­tio­nellen Lat­ten­schießen ver­liert der Fuß­baller knapp gegen den Sänger der Band, die 15 Jahre zuvor sein rechtes Bein gekauft hat.

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